Viele neue Begegnungen und emotionaler Krimi bis zur letzten Sekunde
HSG Konstanz
2. Handball-Bundesliga
31:31
14:17
HC Motor Zaporizhzhia
Einen echten Krimi mit Spannung bis zur allerletzten Sekunde boten die HSG Konstanz und der HC Motor Zaporizhzhia vor 1300 Fans in der stimmungsvollen Schänzle-Sporthalle. Michel Stotz traf für die HSG in der 58. Spielminute nach zwischenzeitlichem Sechs-Tore-Rückstand zur ersten Führung in der zweiten Hälfte, der ukrainische Serienmeister glich jedoch aus und beide Teams vergaben anschließend die Chance zum Sieg. Neben dem packenden 31:31 bekamen die Besucher beim Kliniken-Schmieder-Spieltag ein buntes Rahmenprogramm und viele große Emotionen geboten. Am 5. Mai kommt es nun zum großen Derby gegen Balingen-Weilstetten in der Schänzle-Hölle.
Sport als Integrationstreiber und „tolles Erlebnis“
Dieser Tag wird der ukrainischen Gemeinde in der Region und allen Konstanzern noch lange in Erinnerung bleiben. Bereits vor dem Spiel tobten und lachten Kinder unterschiedlichster Nationen in der großen Spiele- und Kreativlandschaft miteinander, hatten Freude am sportlichen Vergleich und den emotionalen Musikdarbietungen in der Halle, die alle Zuschauer ergriffen. So schwangen schon vor dem Anpfiff jede Menge große Emotionen mit an einem Abend, der viel zur Völkerverständigung, Begegnung und dem gegenseitigen Austausch beigetragen hatte. Die Kraft, die der Sport als Integrationstreiber besitzt, war den ganzen Abend spürbar. Nach einem gemeinsamen Abendessen auf Einladung der Kliniken Schmieder von Partyform Catering beider Mannschaften am Vortag war HSG-Coach Jörg Lützelberger bewusst, dass „es nicht nur um den reinen Sport, die Leistung und das Ergebnis geht. Wir wollten einen anderen Auftrag miterfüllen. Das ist der HSG glaube ich gelungen. Wirklich eine tolle Atmosphäre und auch für mich als Sportler ein tolles Erlebnis.“
Das Spiel im kostenlosen Re-live:
Zwei U23-Spieler feiern Debüt in der 2. Bundesliga
Dazu trug neben der ausgelassenen Stimmung in der Halle und dem Drumherum auch der sportliche Wettkampf auf der Platte bei, der höchst unterhaltsam war. Wenig zimperlich gingen die Gäste aus der Ukraine wie erwartet von der ersten Minute an mit resoluter Abwehrarbeit gegen die quirligen Konstanzer Angriffsbemühungen und schnellen Ballverlagerungen vor. So entwickelte sich von Beginn an ein hitziger, sehr umkämpfter Schlagabtausch, in dem die Gelb-Blauen vom Schänzle mit Fynn Beckmann, Luis Foege, Joel Mauch, Sebastian Hutecek, Lukas Köder sowie Janis Boieck erneut auf eine ganze Reihe von wichtigen Spielern verzichten mussten. Dafür feierten die U23-Nachwuchsspieler Fynn Osann aus der eigenen Jugend und Jo Knipp ihre Debüts in der 2. Bundesliga. Insbesondere Jo Knipp zeigte nach langer Verletzungspause, dass er wieder auf einem sehr guten Weg ist. Der 21-Jährige war es, der auf Konstanzer Seite die nötige Aggressivität, die Zaporizhzhia längst ausstrahlte, in der Abwehr mit einbrachte, Lücken schloss, den Gegenspieler sofort attackierte, eine gute Beinarbeit dabei zeigte und auch offensiv in die Schnittstellen ging. Der Lohn: Einige Ballgewinne in der Defensive und zwei herausgeholte Siebenmeter. Ebenfalls stark präsentierte sich Spielmacher Christos Erifopoulos, der unermüdlich seine Mannschaft antrieb, selbst sechsmal traf und auch vom Punkt wieder sehr sicher war. „Das hat mir gut gefallen und Freude bereitet“, lobte Lützelberger die beiden ganz besonderes, aber auch sein Team, das nie aufsteckte.
Drei Rote Karten für Motor
Auch nicht nach einem Sechs-Tore-Rückstand kurz vor der Pause. „Ich habe Respekt vor meiner Mannschaft, dass sie nicht aufsteckt, das Spiel dreht und sogar die Chance auf den Sieg hat“, erklärte der EHF-Mastercoach. Drei Tore in Folge bescherten der HSG den Anschluss zum 14:17 nach 30 Minuten. Zu Beginn der zweiten Halbzeit hielt sie gar alle Trümpfe in der Hand, nachdem Dmytro Horiha aufgrund seiner dritten Zeitstrafe schon kurz vor dem Seitenwechsel disqualifiziert worden war und Motor-Trainer Gintaras Savukynas wegen seiner Beschwerden ebenfalls die Rote Karte erhielt. Joschua Braun konnte dies für den Treffer zum 16:17 nutzen. Danach berappelten sich die Ukrainer, die insgesamt zehn Zeithafen erhielten, wieder. 20 Minuten vor Schluss führten sie mit vier Treffern und nutzen die Schwächen der HSG in der Defensive und in der Chancenverwertung – wieder vergaben die Konstanzer reihenweise völlig freie Gelegenheiten von nahezu allen Positionen sowie im Tempogegenstoß – mit gefährlichen Anspielen an den Kreis und über ihre Qualität im Rückraum gnadenlos aus.
Turbulente letzte Spielminuten
Bemerkenswert war jedoch der ungebrochene Kampfgeist der zweitjüngsten Mannschaft der Liga. Lars Michelberger nahm nun das Heft in die Hand und stellte mit seinen einfachen Toren aus dem Rückraum den umjubelten Ausgleich zum 26:26 her. Die Führung wollte aber erst gelingen, als Michelbeger herrlich Kapitän Michel Stotz am Kreis bediente und der zum 31:30 vollendete. Längst hielt es Keinen mehr auf den Sitzen. Trotz der dritten Roten Karte für den Achtelfinalteilnehmer der EHF European League in Person von Tiutiunnyk gelang ihm in turbulenten letzten Spielminuten der erneute Ausgleich. Danach hatte Lars Michelberger die Chance zum Sieg in der Hand, scheiterte aber an Motor-Keeper Komok. Mit Mann und Maus verhinderten die Konstanzer in den letzten Sekunden dann noch den Siegtreffer der Gäste. Lützelberger lobte: „Das war eine tolle Teamleistung. Auf dem Spielfeld, aber auch weit darüber hinaus.“ Der 37-Jährige zitierte dazu Nelson Mandela: „Sport has he power to change the world.“ Wenn es an diesem Abend auch nur ein kleiner Beitrag gewesen sein mag, „es war ein toller Beitrag“, so der zweifache Familienvater.
Nächstes Heimspiel am 5. Mai
Am Freitag, 5. Mai, wartet um 20 Uhr einer der absoluten Höhepunkte der Saison. Gegen den Erstliga-Absteiger und aktuellen Tabellenführer HBW Balingen-Weilstetten steht ein ganz heißes Derby vor wahrscheinlich ausverkauftem Haus in der Schänzle-Hölle bevor. Bereits jetzt sind die Sitzplätze schon nahezu vergriffen. Tickets sind im Vorverkauf zwei Euro vergünstigt unter www.hsgkonstanz.de/tickets erhältlich.
Kompletter Spielplan und Termine zur Übernahme in den Kalender.
Statistik
HSG Konstanz – HC Motor Zaporizhzhia 31:31 (14:17)
HSG Konstanz: Moritz Ebert (3 Paraden), Leon Grabenstein (2 Paraden) (beide Tor); Michel Stotz (4), Aron Czako, Lars Michelberger (5), Gregor Thomann (5/2), Christos Erifopoulos (6/2), Fynn Osann, Jo Knipp, Joschua Braun (6), Samuel Wendel (1), Niklas Ingenpaß (1), David Knezevic (3).
Trainer: Jörg Lützelberger
HC Motor Zaporizhzhia: Komok (10 Paraden/davon 1 Siebenmeter), Budko (beide Tor); Kubatko, Blyzniuk (4), Scherbyna (6), Osadchyi (1), Turchenko (3/3), Molina Cosano, Kravchenko (2), Tomashevskyi, Horovyi (7), Onufriienko, Horiha (3), Kasai (1), Tiutiunnyk (4).
Trainer: Gintaras Savukynas
Zuschauer: 1300 in der Schänzle-Sporthalle Konstanz
Schiedsrichter: Thomas Hörath und Timo Hofmann
Zeitstrafen: 14 Min. (Michelberger 4 Min., Erifopoulos, Knipp, Braun, Ingenpaß und Knezevic je 2 Min.) – 20 Min. (Osadchyi, Turchenko, Onufriienko und Savukynas je 2 Min., Horiha und Tiutiunnyk je 6 Min. – Rote Karte nach dritter Zeitstrafe für Horiha und Tiutiunnyk plus Rote Karte für Trainer Savukynas)
Siebenmeter: 4/5 (Thomann scheitert an Komok) – 3/3