Überbesetzung auf LA: Samuel Wendel kehrt im Sommer nach Österreich zurück
Aufstiege, Abstiege, schwere Verletzungen, starke Comebacks und die Berufung in die A-Nationalmannschaft Österreichs: Samuel Wendel und Drittliga-Spitzenreiter HSG Konstanz haben zusammen zahlreiche emotionale Höhen und Tiefen zusammen erlebt. Nach acht gemeinsamen Jahren entschied man sich aufgrund von aktuell drei Linksaußen im Kader, den auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Der dienstälteste Spieler der HSG wird im Sommer in sein Heimatland Österreich zurückkehren.
Lachendes und weinendes Auge
Mit einem lachenden und weinenden Auge, wie er verrät. „Ich hatte in den letzten Jahren ein sehr geiles Leben und eine unglaublich schöne Zeit in einer wunderschönen Stadt mit hoher Lebensqualität und einer tollen Mannschaft bei der HSG“, erzählt er. 2016 hatte die erfolgreiche Zusammenarbeit begonnen. Am Tiefpunkt in der Handballkarriere des athletischen Linksaußen. Im Alter von 19 Jahren. Am Scheidepunkt seiner Karriere spielte er nach dem zweiten Kreuzbandriss mit dem Gedanken, dem Handball-Leistungssport komplett den Rücken zu kehren – bis das Angebot aus Konstanz kam. „Es war die absolut richtige Entscheidung, diese Chance zu ergreifen“, strahlt der 27-Jährige. Obwohl er hart für sein Comeback arbeiten musste, sich zunächst in der U21 empfahl und schließlich den Sprung in die erste Mannschaft schaffte. Als Leistungsträger trug er seinen Teil zum Aufstieg in die stärkste zweite Liga der Welt bei. Bei der HSG Konstanz wurde Wendel schließlich gar zum Nationalspieler, als er sich in der letzten Saison mit beständig starken Leistungen in Liga zwei in den Fokus des Nationalteams spielte. Nach einem Lehrgang durfte er in seiner Geburtsstadt Bregenz sein Debüt im roten Trikot der ÖHB-Auswahl gegen die Schweiz feiern. Tragisch: Nur kurze Zeit später erlitt der 27-Jährige seinen dritten Kreuzbandriss.
Ein drittes Mal Reha nach Kreuzbandriss
Wieder musste Wendel durch die „Hölle“ Reha gehen und ein Dreivierteljahr für sein Comeback arbeiten. Über den Beistand, der ihm damals von Verein, Umfeld und Fans entgegengebracht wurde, zeigt er sich noch immer gerührt. „Ich hatte eine super Unterstützung und jederzeit einen tollen Rückhalt“, so Wendel. Unter donnerndem Sonderapplaus und mit einem breiten Grinsen im Gesicht kehrte er Anfang des Jahres zurück auf das Spielfeld. Sechs Spiele mit acht Toren konnte er in dieser Saison bislang absolvieren und zeigte sich zuletzt wieder in toller Verfassung. „Die HSG hat mir bereits mit 19 die Freude am Handball zurückgegeben“, erklärt er. „Seitdem freue ich mich jedes Mal, diese Halle zu betreten.“ Oft genug verwandelt er sie mit seinen spektakulären Toren selbst zum Tollhaus. „Ich habe gefühlt alles mitgemacht“, sagt der Flügelspieler, der an der mit der HSG kooperierenden Fachhochschule Wirtschaftsrecht studiert. „Es war in jedem Jahr etwas los“, fügt er mit einem Lächeln hinzu. Nun plante die HSG anders auf seiner Position und der Außen habe das Gefühl, viel erreicht zu haben und „nun etwas Neues ausprobieren zu wollen.“
Schwierige Entscheidung
André Melchert fällt die bevorstehende Trennung nicht leicht, konnte allerdings nicht drei fitte Spieler auf Linksaußen im Kader besetzen. „Sam ist seit 2016 bei uns, ist den Weg über die U21 gegangen und hat das gut gemacht“, lobt der Geschäftsführer. „Wenn er fit war, hat er gute Leistungen abrufen und sich bei uns für die Nationalmannschaft empfehlen können. Manchmal muss man schwere Entscheidungen treffen. Die gehören dazu.“ Schließlich herrsche ein besonderes Miteinander bei der HSG, schwärmt Wendel. „Auf und neben dem Spielfeld. Wir sind weit mehr als Arbeitskollegen. Ich habe viele gute Freunde gefunden und trage meine neue Heimat im Herzen.“ Der sprunggewaltige Außen ist aktuell nur schwer aus der Mannschaft wegzudenken, genauso wie seine Familie, die bei jedem Heimspiel auf der Tribüne mitfiebert. So ist Wendel danach bestrebt, die Zeit in Konstanz so lange wie möglich zu genießen – und sich mit dem direkten Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga mit einem großen Fest zu verabschieden.
„Großes Dankeschön an Verein und Fans“
„Ich habe richtig Bock auf die Spiele im HSG-Trikot“, betont der Mann mit der Nummer 27. „Ich hoffe, dass noch einige vor uns liegen. Ich möchte so viel wie möglich spielen und gewinnen.“ Einen guten Grundstein dafür sieht er gelegt, vor allem, nachdem die HSG Konstanz sich im Jahr 2024 noch einmal deutlich stärker und stabiler als noch im letzten Jahr zeigt. „Wir konnten“, so der Österreicher, „unser Spiel auf ein neues Niveau heben und spielen nun deutlich konstanter guten Handball. Wir haben alles selbst in der Hand.“ In den nächsten Wochen stehen nun entscheidende Spiele im Kalender. Deshalb möchte er den Fokus auch nicht auf Personen, sondern auf das große gemeinsame Ziel richten und sich die Abschiedsworte an die Fans für das letzte Heimspiel aufsparen. Was dem Vorarlberger jedoch wichtig ist: „Ein großes Dankeschön an meine Trainer bei der HSG, die mich extrem weitergebracht haben, meine Mitspieler, die richtige Freunde geworden sind, die medizinische Abteilung, die mich immer super betreut hat und ganz besonders an den Verein und die Fans, die in meiner schweren Zeit der Verletzung immer an mich geglaubt, zum Comeback motiviert und dann richtig gefeiert haben.“