SAISONSTART IN ULM: „UNSER ANSPRUCH IST ES, UM DEN AUFSTIEG MITZUSPIELEN“
TSG Söflingen
3. Liga
Sa. 19:30
Kuhberghalle
HSG Konstanz
Es kann wieder losgehen. Nach einer kräftezehrenden, langen letzten Zweitliga-Saison und vier der letzten fünf Jahre in der stärksten zweiten Liga der Welt greift die HSG Konstanz mit neuer Mannschaft, neuem Trainer und viel Aufbruchstimmung wieder in der 3. Liga an. Erste Aufgabe ist am Samstag, 19.30 Uhr, in Ulm Aufsteiger TSG Söflingen (für 4,50 Euro im Livestream auf www.hsgkonstanz.de/livestream).
Die Vorbereitung
Anlass zur Hoffnung auf einen guten Saisonstart gibt eine gelungene Vorbereitung mit Siegen unter anderem gegen die beiden Zweitligisten Ludwigshafen und Ferndorf, Zweitliga-Absteiger Fürstenfeldbruck und den österreichischen Meister Hard. Wichtiger als die Ergebnisse war jedoch die schnelle Entwicklung einer extrem jungen und neuformierten Mannschaft. „Die Jungs sind alle fit nach der kurzen Pause zurückgekehrt und haben viel trainiert“, lobt der ebenfalls neue Geschäftsführer André Melchert nach bis zu elf Einheiten pro Woche. Wermutstropfen sind allerdings die Ausfälle der beiden Langzeitverletzten Christos Erifopoulos und Moritz Ebert sowie von Carlos Marquis und Fynn Beckmann, dessen Comeback aber bald absehbar ist. Noch wird auch deshalb an der Breite des Kaders gearbeitet.
Der Trainer
Eine weitere Herausforderung in einer recht kurzen Vorbereitungszeit war, dass Daniel Eblen nach 18 Spielzeiten seinen Posten als Head Coach an Jörg Lützelberger übergab. Der EHF-Mastercoach und ehemalige Bundesligaprofi stellte jedoch nicht alles auf den Kopf, sondern entwickelte das vorhandene Konzept gezielt und mit viel Erfolg und Begeisterung des ganzen Umfeldes weiter. „Man merkt“, so Melchert, „dass Jörg immer unter Profibedingungen gearbeitet hat. Er sieht so manches aus einem anderen Blickwinkel und macht uns dadurch noch besser, leistet sehr gute Arbeit.“ Lützelberger ist sehr genau in den Details und analysiert Spiele und Spieler sehr intensiv. „Aber nicht als Laptop-Trainer“, lacht er. „Am Ende kommt es immer auf die Menschen und Beziehungen an.“ Das fruchtet.
Der Kader
Beim Blick auf die um acht Neuzugänge verstärke Mannschaft fällt auf: Bis auf Peter Schramm, Torwart Maximilian Wolf, Fynn Beckmann und den neuen, alten Kapitän Tim Bornhauser, der nun das Amt ohne Tom Wolf alleine fortführt, ist kein Spieler älter als 25 Jahre. Stattdessen ist ein Großteil der Akteure erst Anfang 20 Jahre alt. Dazu wurde das Team auf zentralen Positionen wie den Torhütern, auf der Spielmacher- und Kreisläuferposition zum Teil neu aufgestellt. Dafür fand die talentierte Mannschaft überaus schnell zusammen. Melchert: „Wir haben wenige erfahrene Spieler, der Rest ist extrem jung. Allerdings haben viele dennoch schon in der ersten oder zweiten Bundesliga mitgespielt oder mittrainiert. Sie wollen Verantwortung übernehmen. Das können sie bei uns.“ Mit einem hohen Trainingsaufwand sollen sich die vielen Talente in einem professionellen Umfeld weiterentwickeln.
Die Neuzugänge
Neu mit dabei sind acht Verstärkungen. Während die beiden Mittelmänner Christos Erifopulos (21, Frisch Auf Göppingen) und Carlos Marquis (20, HSG Krefeld) verletzungsbedingt noch eine Weile auf ihre ersten Einsätze im gelb-blauen Trikot warten müssen, jedoch als Junioren-Nationalspieler bzw. Shootingstar der letzten Zweitliga-Aufstiegsrunde geglänzt haben, schlug der Rest der Neuverpflichtungen gut ein. Als sehr wichtigen Spieler mit selbstbewusster Spielführung beschreibt Melchert Erifopoulos schon jetzt, der im neuen Jahr zurückerwartet wird, Marquis als „super Handballer, sehr jung, mit einer frechen Art“. Jannes Timm (25, HG Hamburg-Barmbek) hatte nach einer langen Spielpause mit kleineren Verletzungen zu kämpfen, wird aber als anderer Spielertyp und echter Allrounder eine wichtige Alternative bilden. Mit Lukas Köder (25, SG Leutershausen) konnte sich die HSG einen schnellen und variantenreichen Rechtsaußen angeln, der in der Vorbereitung schon als echter Goalgetter und sicherer Siebenmeterschütze überzeugte und dafür ein Lob für seine Effektivität vom Geschäftsführer erhält. „Mit ihm werden wir viel Spaß haben“, so Melchert. Gleiches gibt er über Kreisläufer Niklas Ingenpaß (22, TuSEM Essen) zu Protokoll, der in der letzten Saison trotz feststehenden Wechsels stetig steigende Einsatzzeiten in der 1. Bundesliga bekam und dabei offensiv wie defensiv überzeigen konnte. Dieses große Potenzial stellt er auch in Konstanz schon unter Beweis. „Ein extrem motivierter Spieler, dem man nicht zu viele Trainingseinheiten anbieten kann“, weiß Melchert. „Er ist ein richtiger Arbeiter und wird vorne wie hinten eine wichtige Rolle spielen.“ Im Tor steht mit Leon Grabenstein (21, GWD Minden) ein großgewachsener Hüne, der sich nach der ersten Anpassung an die neue Abwehr in den letzten Spielen stark und als echter Rückhalt präsentiert hatte. Schneller als erwartet fanden auch die beiden Youngster Gianluca Herbel und Jo Knipp (beide 19, Rhein-Neckar Löwen) in die Mannschaft. Herbel als Linksaußen mit frechen Würfen und viel Tempo, Knipp mit seiner Körperlichkeit vor allem in der Defensive aber zunehmend auch im Angriff. Bei beiden hofft Mlechert darauf, dass die „Entwicklung so weitergeht“.
Alles zum Kader und den Spielern
Die Fans
Es ist die Nachricht, auf die HSG-Fans seit März vergangenen Jahres gewartet haben: Zum ersten Heimspiel am 11. September darf die „Schänzle-Hölle“ unter Beachtung der 3-RG-Regel wieder voll ausgelastet werden. Tickets – im Vorverkauf mit zwei Euro Rabatt – und Dauerkarten sind jetzt unter www.hsgkonstanz.de/tickets erhältlich. „Ohne Fans war für alle Spieler und alle auf der Bank die Hölle. Es wird nun wieder eine andere Sportart werden, der Trainingsspielcharakter zum Glück endlich weg sein. Ich hoffe, dass unsere Fans wieder wie seit Jahren voll hinter unserer jungen Mannschaft stehen“, ist der HSG-Chef glücklich.
Der Livestream
Große Änderung im Vergleich zu den letzten Jahren für HSG-Fans: Sportdeutschland.tv erhebt pro Livestream (www.hsgkonstanz.de/livestream) in der 3. Liga eine Gebühr in Höhe von 4,50 Euro. Am Erlös wird der ausgewählte Club beteiligt. Ob es jedoch einen Livestream vom ersten Auswärtsspiel der HSG am Samstag, 19.30 Uhr, aus Ulm geben wird, steht noch nicht ganz fest. Auswärtsfans sind in Ulm herzlich willkommen (3-G-Regel). Karten sind ausreichend an der Abendkasse erhältlich.
Der Modus
Weil es in den letzten beiden Jahren viele, zum Teil per Los bestimmte Aufsteiger wie die TSG Söflingen gab, ist die 3. Liga von 64 auf 82 Teams angewachsen. So wurden statt vier nun sieben Staffeln gebildet, die jedoch nur aus elf oder zwölf Mannschaften bestehen. Die ersten beiden Teams jeder Staffel qualifizieren sich für die Aufstiegsrunde, die in zwei Gruppen zu je sieben Teams fortgeführt wird. Der letzte und finale Schritt vor dem Aufstieg sind Aufstiegsspiele zwischen den beiden Gruppenersten und -zweiten der Aufstiegsrunde. Nur die Sieger steigen als „zwei aus 82“ in die 2. Bundesliga auf.
Für die Dritt- bis Sechstplatzierten ist die Saison mehr oder weniger vorbei. Sollten sich genügend Teams für eine freiwillige Ligapokalrunde finden, wird diese angehängt. Für die Teams ab Rang sieben geht es in eine harte Abstiegsrunde. Nur die beiden ersten jeder anschließenden Fünfer- oder Sechsergruppe verbleiben in der 3. Liga.
Melchert hätte sich ein bis zwei Staffeln weniger und damit mehr Spiele gewünscht. Ausrutscher lässt der neue Modus keine zu.
Staffel G mit der HSG
Mit Fürstenfeldbruck und der HSG zwei Zweitliga-Absteiger sowie die beiden Fast-Aufsteiger Pfullingen und Oppenweiler/Backnang sowie Aufstiegsrunden-Teilnehmer Willstätt ist die Leistungsdichte wohl so hoch wie in keiner anderen Staffel. Dazu kommen ambitionierte Teams wie Kornwestheim und Plochingen, Balingen II, Günzburg, Blaustein und die beiden Aufsteiger Neuhausen und Söflingen. Eine „extrem starke und ausgeglichene Staffel“, findet Melchert. Beim ersten Spiel in Ulm gegen Aufsteiger Söflingen müssen sich die Gelb-Blauen auf eine „gute Mannschaft“ einstellen, die „ihre Punkte holen wird (Melchert). Er rechnet mit einem extrem motivierten Gegner, gegen den man dagegenhalten und das eigene Spiel aufzwingen möchte.
Die Ziele
Mit all den Herausforderungen kurze Vorbereitung, neuer Kader und starker Staffel sowie einem Modus, der Verletzungspech zum falschen Zeitpunkt deutlich stärker bestraft als eine normale Saison, ist ein Aufstieg mehr denn je nicht planbar. „Beim neuen Modus werden Verletzungen und die Tagesform einen stärkeren Einfluss haben“, ist er sich sicher. „Wir werden sehen, wie weit wir kommen. Der Anspruch des Kaders, des Trainers, der Mannschaft und des Vereins ist es jedoch, um den Aufstieg mitzuspielen.“ Vor allem aber wünscht sich der gebürtige Velberter „sportliche Normalität mit vollen Hallen, Spaß an unserem Sport und dass wir eine gute Saison spielen, unsere Strukturen weiter verbessern und noch professioneller arbeiten.“