Emotionales letztes Heimspiel

HSG Konstanz
2. Bundesliga
27:33
12:18

HBW Balingen-Weilstetten
Volle Ränge, großartige Stimmung, intensives Derby: Das letzte Heimspiel der HSG Konstanz vor über 1500 Fans in der Schänzle-Hölle in dieser Saison war noch einmal ein Spektakel. Ein überaus emotionales, bei dem am Ende die Tränen flossen – nicht aufgrund der 27:33 (12:18)-Niederlage gegen den HBW Balingen-Weilstetten.
HBW-Schlussmann wird zum Faktor
Die Gäste waren mit dem klaren Ziel Derbysieg angereist, der sie weiter im Rennen um den Aufstieg in die 1. Bundesliga hält. Dementsprechend kompromisslos gingen sie vor allem in der Deckung zur Sache. Viereinhalb Minuten biss sich die HSG so zunächst am robusten Abwehrriegel die Zähne aus, ehe Kapitän Michel Stotz seine Farben erlöste und zum 1:2 traf. Danach kam Konstanz besser in das Spiel und konnte durch Lars Michelberger zum 5:5 ausgleichen. Es fehlte den Gelb-Blauen im Laufe der ersten Halbzeit jedoch immer mehr die nötige Durchschlagskraft und Abschlussstärke im Duell mit dem gut aufgelegten HBW-Schlussmann Benedek Nagy. Der Ungar blieb oftmals Sieger und stand zwischenzeitlich bei 50 Prozent abgewehrten Würfen, am Ende bei zwölf Paraden und einer Fangquote von 36 Prozent.
Sven Iberl bringt Dynamik
Bei der HSG lief vieles wie schon so oft in dieser Saison. Hoher Aufwand, großes Kämpferherz – aber zu viele leichte technische Fehler und ausgelassene Großchancen. Die Folge: Nach dem 6:8 folgten fünf torlose Minuten, in denen der HBW-Express mit einem 5:0-Lauf auf 13:6 stellte und klarer Chef im Ring war. Vor allem Sascha Pfattheicher auf Rechtsaußen zeigte sich als dankbarer Verwerter von Gegenstößen und schön herausgespielten Toren. Mit der Hereinnahme von Sven Iberl kam mehr Dynamik in das Spiel der Gastgeber, die auf vier Tore aufschließen konnten. Zur Pause stand dennoch ein 12:18-Rückstand auf den Anzeigetafeln.
Pauli und Göres mit schönen Paraden
In der zweiten Halbzeit setzte sich Balingen bis auf neun Tore ab und Gästecoach Matthias Flohr gab in seiner Auszeit die Zehn-Tore-Differenz als Ziel im Kampf um den direkten Wiederaufstieg aus – Konstanz hielt aber dagegen. Mit harter Arbeit in der Deckung, einigen schönen Paraden von Konstantin Pauli und zum Schluss auch noch Tom Göres wäre deutlich mehr drin gewesen. Die Chancen zum Gegenstoß landeten jedoch mit überhasteten Pässen im Seitenaus oder direkt in den Fängen eines Gegenspielers. Balingen war wenig überraschend die reifere, erfahrenere, effizientere und abgezocktere Mannschaft, die zudem von jeder Menge individueller Qualität im Tor, auf Rechtsaußen oder auch im Rückraum profitierte. Jerome Müller netzte hier siebenmal.
Minutenlange Standing Ovations
HSG-Coach Vitor Baricelli rüttelte sein Team mit einer emotionalen Timeout-Ansprache noch einmal wach. Alles geben hatte er gefordert und an die eigene Kultur appelliert. Prompt folgten zwei Treffer (20:27) und eine kleine Aufholjagd bis zum 26:31. Letztlich konnte die HSG Konstanz die zweite Halbzeit komplett ausgeglichen gestalten (15:15), der Rückstand aus der ersten war jedoch zu groß. Bemerkenswert war die Unterstützung der über 1500 Fans: Schon zwei Minuten vor Spielende gab es stehende Ovationen in der Schänzle-Hölle zum Ausklang der schwierigsten Spielzeit der Vereinsgeschichte, die bis lange nach Spielende anhielten.
„Diese vier Jahre waren die prägendsten und schönsten meiner Handballkarriere“
Erst recht großer Applaus brandete auf, als Finn Klein, Jens Koester, Alexander Leindl, Tom Göres und schließlich Lukas Köder verabschiedet wurden. Kurz bevor beim viermaligen Topscorer Köder die Tränen kullerten und die Stimme versagte, erklärte er: „Diese vier Jahre waren die prägendsten und schönsten meiner Handballkarriere, die ich niemals missen möchte. Das waren Dinge, die einen reifen lassen. Ich bin allen dankbar und habe viele neue Freunde kennengelernt.“
„Atmosphäre und Energie wird ganz entscheidend für uns sein“
Baricelli gab in seiner Analyse zu Protokoll, „dass mehr drin war. Es waren ein paar Fehler und Lücken in der Deckung zu viel. Trotzdem: Wir haben sehr gut gekämpft und sind nach schwierigen Momenten wieder zurückgekommen.“ Sein Dank richtete sich an die Zuschauer für „diese Atmosphäre und Energie. Das motiviert uns alle ungemein. Das wird auch in der nächsten Saison ganz entscheidend für uns.“ Zum Saisonabschluss tritt sein Team am Samstag noch einmal auswärts in Dresden an, ehe es in die kurze Sommerpause geht.
HSG Konstanz – HBW Balingen-Weilstetten 27:33 (12:18)
HSG Konstanz: Pauli (8 Paraden), Poltrum (4 Paraden). Tom Göres (3 Paraden); Stotz (3), Czako (1), Iberl (4), Michelberger (5), Leindl (4), M. Pliuto (3), N. Pliuto (1), Stotten, Hadlich (2), Fuhrmann, Fenyö, Köder (2/2), Schlafmann (2/1).
Trainer: Vitor Baricelli
HBW Balingen-Weilstetten: Mateusz Kornecki (2 Paraden/davon 1 Siebenmeter), Benedek Nagy (12 Paraden/davon 1 Siebenmeter); Tim Ruggiero-Matthes (1), Csaba Leimeter (4), Lars Bänsch, Daniel Ingason, Bennet Strobel (1), Max Santos (2), Tim Grüner (2), Robert Timmermeister (1), Jerome Müller (7), Danil Dyatlov, Elias Fügel, Mika Schüler, Tobias Heinzelmann (1), Sascha Pfattheicher (14/7)
Zuschauer: 1500
Schiedsrichter: Dustin und Denis Seidler
Zeitstrafen: 6 – 4 (Michelberger 2, Nikita Pluto 3, Fenyö) – (Leimeter, Strobel, Timmermeister, Ingason)
Siebenmeter: 3/5 (Köder scheitert an Kornecki und Nagy) – 3/3
Kompletter Spielplan und Termine zur Übernahme in den Kalender.

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