KAPITÄN BLEIBT
Viele Wechsel und Veränderungen wird es zur neuen Spielzeit bei der HSG Konstanz geben, das Team sich noch mehr als ohnehin schon verjüngen. Kapitän Tim Jud aber bleibt. Der 26-Jährige hat seinen Vertrag um ein weiteres Jahr ligaunabhängig bis zum 30. Juni 2022 verlängert und wird damit in der kommenden Saison nicht nur einer der erfahrensten, sondern auch dienstältesten Spieler sein und weiter als Führungsspieler und Spielführer vorangehen.
Ein ganz wichtiger Baustein für die HSG, die ab Sommer ein anderes Gesicht haben wird. Hochtalentiert, aber sehr, sehr jung. In diesem Kader wird Jud ein Eckpfeiler sein und ihm eine Schlüsselrolle zukommen. Das kommt in den Worten von André Melchert deutlich zum Ausdruck. „Tim ist ein sehr erfahrener Spieler, der den Verein und das Spielsystem kennt“, sagt der Sportchef. Und: „Er ist und wird für uns extrem wichtig. Als Kapitän, als Führungsspieler auf und neben dem Feld.“ Diese Wertschätzung bringt auch Cheftrainer Daniel Eblen zum Ausdruck, der den Mittelmann als seine „rechte Hand auf dem Spielfeld“ bezeichnet und erklärt, dass „ich in den letzten Jahren mit wohl keinem Spieler so viel gesprochen habe wie mit Tim. Ich bin froh, dass er bei uns bleibt. Er kennt unser System und wird den jungen Spielern helfen, bei uns Fuß zu fassen.“
Es wird seine siebte Saison im gelb-blauen Dress sein. Eine Erfolgsgeschichte, die ihren Anfang im Jahr 2015 hat. „Als kleiner Schweizer kam ich in das große Handball-Deutschland“, erzählt Jud mit einem Lächeln. Auch wenn der Schritt nur bis direkt hinter die Grenze erfolgte, so bedeutete er damals doch eine Zäsur, einen großen Schritt, so Jud.
Als junger Spieler zog er aus dem Elternhaus aus, in ein anderes Land, eine neue Liga und neues Umfeld. Ein „Abenteuer“, das nun schon sechs Jahre andauert. Eines, das aber auch rasch zu einer Erfolgsstory wurde. Direkt im ersten gemeinsamen Jahr gelang der HSG der langersehnte Aufstieg in die 2. Handball-Bundesliga, 2019 der zweite – mit Jud und Tom Wolf als Kapitäne. So wie er damals von den erfahrenen Recken Simon Flockerzie, Mathias Riedel und Matthias Stocker unter die Fittiche genommen wurde, so gibt nun der vom Zürichsee stammende Spielmacher seine Erfahrung weiter und legt vor allem großen Wert auf eine gute Kommunikation. Trotz einiger verletzungsbedingt verpasster Partien konnte er in der aktuellen Saison bislang 53 Assists auflegen und 39 Tore erzielen. „Mit dem Vertrauen der Trainer“, sagt er, „konnte ich mich weiterentwickeln, in neue Rollen hineinwachsen. Das möchte ich zurückzahlen. Auf die Entwicklung der letzten Jahre können wir stolz sein, das möchte ich fortführen und weiter verbessern.“
Der gebürtige Ustermer fühlt sich wohl in Konstanz, wohl bei der HSG und ihrem Umfeld, das ist deutlich zu spüren. „Ich habe mir hier über die Jahre etwas aufgebaut, das man nicht so schnell hergibt. Es stecken viele positive Erinnerungen in der HSG“, führt der Masterstudent in Business Innovation aus. Den Übergang, den Wechsel im kommenden Jahr mitzugestalten ist das reizvolle neue Ziel. Die jungen Spieler heranführen und – das ist Jud ganz wichtig – ihnen die „alten HSG-Werte“, wie er es nennt, weiterzugeben. Was er darunter versteht? Zusammen als Team durch dick und dünn, durch Höhen und Tiefen zu gehen. Als eine geschlossene Einheit. Dies möchte der Eidgenosse vorleben. Denn die Bindung zum Club und zu den handelnden Personen im und um ihn herum sei stetig gewachsen. „Ich schätze das“, so Jud. „Ich möchte weiter Teil dessen sein, denn mir ist hier alles ans Herz gewachsen.“ Eine Liebeserklärung an die HSG.
Wenn Jud so eine Konstante bei der HSG bleibt, in seinem privaten Umfeld wird sich dennoch eine Menge ändern. Neben seinem Masterstudium ist der ehemalige Schweizer Jugend- und Juniorennationalspieler Projektmanager beim Verein Vorsorge Schweiz. Im Privaten gibt es gleich doppelten Grund zur Freude: Jud hat sich mit seiner Freundin, mit der er inzwischen zusammenwohnt, verlobt. Im Sommer erwarten die beiden Nachwuchs. Viele Veränderungen für den bei aller Erfahrung erst 26 Jahre jungen Mann, der damit trotzdem bald der drittälteste im Kader sein wird. Eines bleibt: Die besondere Beziehung zwischen ihm und der HSG, die um „viele schöne Momente“ (Jud) erweitert werden soll. Ein ganz großer Anreiz dabei: Die Rückkehr in eine volle Schänzle-Hölle.